
Substanzkonsum
Vermutlich gibt es einen Grund, warum sie einen Veränderungswunsch verspüren und Ihre Gewohnheiten als schädlich bewerten. Dieser Grund und Ihr persönliches Ziel sind die Chance zum Aufbau und Erhalt einer Abstinenzmotivation und Aufrechterhaltung. Die Abhängigkeit von Substanzen, ob legal oder illegal, kann das Leben stark beeinträchtigen. Sie betrifft nicht nur Ihre Gesundheit, sondern auch Ihre Beziehungen, Ihren Beruf und Ihre Lebensqualität. Jede Form der Abhängigkeit hat ihre eigenen Herausforderungen.
So wird ein Lebensstil mit einem riskanten, schädlichen oder abhängigen Substanzkonsum in der Regel zunehmend zu einer Belastung für Betroffene, Familien, Paarbeziehungen sowie für Angehörige. Die psychischen und/oder körperlichen Folgen des Konsums gehen häufig mit einem hohen Leidensdruck einher. Der Substanzkonsum hat eine besondere Funktion im Alltag, die wir in der Therapie ergründen.
Sucht oder Abhängigkeit ist ein komplexes Phänomen, das durch verschiedene Kriterien gekennzeichnet ist. Zu den Hauptmerkmalen einer Sucht gehören ein starker innerer Drang oder Zwang, die Substanz zu konsumieren, sowie ein zunehmender Kontrollverlust über Beginn, Menge und Beendigung des Konsums. Betroffene entwickeln oft eine Toleranz, sodass sie immer größere Mengen benötigen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig treten bei Konsumreduktion oder -stopp Entzugserscheinungen auf.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums. Betroffene verbringen viel Zeit mit der Beschaffung, dem Konsum und der Erholung von den Wirkungen der Substanz. Dabei werden wichtige soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten eingeschränkt oder aufgegeben.
Trotz erkennbarer negativer Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit, sowie für soziale Beziehungen und berufliche Verpflichtungen, wird der Konsum fortgesetzt. Dies zeigt sich oft in der Unfähigkeit, Verpflichtungen bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause nachzukommen.
Die Entwicklung einer Sucht verläuft häufig schleichend und unbemerkt. Die genaue Diagnose und Einschätzung des Schweregrades einer Substanzgebrauchsstörung erfolgen in der Suchttherapie.
Die Berücksichtigung und Behandlung psychischer Begleiterkrankungen ist ein essentieller Bestandteil einer effektiven Suchttherapie. Hierfür gibt es mehrere wichtige Gründe, wie bspw. eine sehr hohe Prävalenz von Komorbiditäten. Bei einer hohen Anzahl an Betroffenen mit einer Substanzabhängigkeit liegt mindestens eine weitere psychiatrische Begleiterkrankung vor. Häufige komorbide Störungen sind Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen. Oft besteht ein komplexer Zusammenhang zwischen der Suchterkrankung und den begleitenden psychischen Problemen. So können psychische Störungen ein Risikofaktoren für die Entwicklung einer Sucht darstellen als auch kann ein Suchtmittelkonsum als Selbstmedikation bei bestehenden psychischen Problemen dienen. Der anhaltende Substanzmissbrauch kann seinerseits psychische Störungen verursachen oder verstärken.
Auch führen psychische Störungen, die nach einer Suchtbehandlung weiter bestehen zu einem höheren Rückfallrisiko. Eine umfassende Behandlung beider Aspekte ist daher entscheidend für den langfristigen Therapieerfolg.
Eine effektive Suchttherapie sollte ganzheitlich sein und sowohl die Abhängigkeit als auch die begleitenden psychischen Erkrankungen berücksichtigen. Dies ermöglicht eine Stabilisierung der Persönlichkeit des Betroffenen, die Stärkung des oft reduzierten Selbstbewusstseins und das Erlernen alternativer Bewältigungsmechanismen für Probleme und Konflikte.
Verhaltenssucht
Verhaltenssucht oder auch als Verhaltensstörung oder nicht-stoffgebundene Sucht bekannt, ist eine Form der Abhängigkeit, bei der nicht der Konsum einer Substanz, sondern ein bestimmtes Verhalten im Mittelpunkt steht. Diese Art der Sucht kann ebenso schwerwiegende Folgen haben wie stoffgebundene Süchte. So kann sie zu einem Leidensdruck, empfundener Hilflosigkeit und andere psychische Begleiterkrankungen führen.
Merkmale einer Verhaltenssucht können bspw. als ein Kontrollverlust wahrgenommen werden. So können Betroffene das Verhalten nicht mehr steuern oder einschränken. Auch wird immer mehr Zeit oder Intensität für das Verhalten benötigt und bei Nicht-Ausführung des Verhaltens treten negative Gefühle auf. Andere Lebensbereiche werden zugunsten des Verhaltens vernachlässigt und das Verhalten wird trotz erkennbarer Schäden fortgesetzt. Häufige Formen der Verhaltenssucht stellen die
-Glücksspielsucht,
-Computerspielen,
-Mediensucht,
-Kaufsucht,
-Arbeitssucht,
-Sportsucht sowie
-Sexsucht dar.
Verhaltenssucht kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und zu ernsthaften psychischen, sozialen und finanziellen Problemen führen.
Der Weg zur Genesung von einer Verhaltenssucht ist oft mit zahlreichen Herausforderungen gepflastert. Eine der größten Aufgaben besteht darin, ein kontrolliertes und maßvolles Verhalten zu erlernen und dieses im Alltag erfolgreich umzusetzen. Anders als bei stoffgebundenen Süchten, bei denen oft eine vollständige Abstinenz angestrebt wird, geht es bei Verhaltenssüchten darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es entscheidend, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu identifizieren und zu verändern. Dies erfordert eine tiefgehende Selbstreflexion und die Bereitschaft, eingefahrene Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Betroffene lernen, die Auslöser ihrer suchtartigen Verhaltensweisen zu erkennen und neue, gesündere Reaktionen darauf zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Schritt im Genesungsprozess ist die Entwicklung effektiver Kontrollstrategien. Diese helfen dabei, in Situationen, die früher zu exzessivem Verhalten geführt haben, die Oberhand zu behalten. Gleichzeitig ist es von großer Bedeutung, alternative Verhaltensweisen zu erarbeiten, die ein ähnliches Befriedigungspotenzial haben, aber nicht schädlich sind.
Eine besondere Herausforderung stellt der Umgang mit unangenehmen Gefühlen dar. Oft dient das süchtige Verhalten als Bewältigungsmechanismus für Stress, Angst oder Frustration. Ebenso kann das süchtige Verhalten als eine Vermeidungsstrategie betrachtet werden, die eine hohe Funktionalität im Alltag erlangt hat. Im Rahmen der Therapie lernen Betroffene, diese Emotionen und Affekte zu verarbeiten und zu akzeptieren, ohne in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.
Der Genesungsprozess erfordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, aus Rückschlägen zu lernen. Betroffene können lernen, ihr Leben wieder selbstbestimmt und frei von suchtartigem Verhalten zu gestalten